Fast meine ich, sie wirklich zu hören, diese Einladung, diese Auf-Forderung des Engels: „Hört! Hört doch! Hört doch hin!“
Was hören wir? Von Skandalen hören wir, in Kirche und Welt. Von Katastrophen hören wir, von Stürmen und Fluten, die unsägliches Leid und unvorstellbare Not hinterlassen. Von Insolvenzen hören wir, von Pleiten. Von der unsicheren Wirtschaftslage hören wir und von Korruption und Schiebungen auf den Finanzmärkten. Und dass das alles nicht weit weg ist, sondern gleich nebenan sich auswirkt: Sorgen um den Arbeitsplatz oder die Altersversorgung, um Mindestlohn, Niedriglohn-Sektor, Hartz-IV … Zunehmende Krankenstände, stressbedingt, wie es heißt, der unsicheren wirtschaftlichen Lage geschuldet. Dass wir sparen müssen, hören wir allenthalben. Auch bei Kirchens ist vom Schwinden der personellen und finanziellen Ressourcen laufend zu hören, dass so „Umstrukturierungen, in Härtefällen auch Stundenkürzungen“ und „Immobilienkonzepte“, unumgänglich Not-wendig seien. Man mag es nicht mehr hören.
„Hört doch die Botschaft der Weihnacht!“ höre ich den mächtigen Engel auf unserem Titelblatt im Stahlblau der Nacht der Tatsachen da sagen: „Der Heiland ist geboren! Euch!“ Und die Hirten, die dunklen Gesellen der Nacht, die Mannsbilder mit dem Knüppel in der Hand, aufmerksam, wachsam, bereit, es mit jedem aufzunehmen, der sich an ihrem Eigentum vergreift: sie hören! Die da draußen auf dem Feld haben nicht weniger Sorgen als wir. Die da treibt nicht weniger um als uns Heutige, vielleicht anderes, aber Sorgen bleiben Sorgen. Aber sie hören: dass ihnen von Gott her der Heiland verkündigt wird: „Euch ist der Heiland geboren!“ Gott kümmert sich! Gott kommt zur Welt! Sein Wort wird Fleisch und wohnt unter uns. Und allen, die DAS WORT aufnehmen, gibt es Kraft und Leben, schreibt der Evangelist Johannes in seinem Prolog! Die Hirten sind Männer und Frauen, die mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität der Welt stehen und nicht auf Wolke 7 in schönen Träumen schweben! Aber bei allem Sinn für die dunklen Realitäten der Welt haben sie ein offenes Ohr und ein Herz, das sich anrühren lässt vom Himmel, von Gott und Seiner Zuwendung, Seiner Gnade. Im Hinhören auf Gott, der sich der Welt zuwendet, erfahren sie, dass die Herrlichkeit Gottes sie umstrahlt. „Friede den Menschen Seiner Gnade.“, schreibt Lukas.