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Grußwort im Herbst

Liebe Schwestern und Brüder,

was für ein fantastischer Sommer liegt hinter uns. Einmalig kann man ihn wohl nennen. Am Anfang hat er sich ja erst etwas schwergetan. Ich erinnere mich an den vielen Regen, an die teils heftigen Niederschläge mit Überschwemmungen und Erdrutschen, an die gesperrten Straßen und die vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helferinnen und Helfer, die angepackt haben und das Schlimmste in kurzer Zeit beseitigt haben. Meinen Respekt, gut gemacht, Danke.

Ich denke aber auch an die vielen Menschen, die Schäden erlitten haben. Schäden an Häusern und Wohnungen, an Wertgegenständen und Lieblingsstücken. Ich denke an die Menschen, in deren Leben nun die Angst eingezogen ist nach dem Erlebten. Die nicht mehr ruhig schlafen können, denen ein sommerliches Gewitter keine Freude mehr bereitet, sondern sie mit Sorge nach oben schauen läßt.

Da war ganz schön was los diesen Sommer. So viel, dass es manchmal schwerfällt, wirklich an alle zu denken, die es verdient hätten.

Dies muss ich abgeben, an den lieben Gott! Klasse Kerl, der versteht mich. Ich lese in der Bibel:

Hilf mir, Gott! Die Flut geht mir bis an die Kehle! Ich versinke im brodelnden Schlamm, meine Füße finden keinen Halt. Ich treibe ab in tiefes Wasser, die Strömung reißt mich mit sich fort! Bis zur Erschöpfung habe ich geschrien, meine Kehle ist davon ganz entzündet. Meine Augen sind müde geworden vom Ausschauen nach dir, meinem Gott! Viele hassen mich ohne jeden Grund, zahlreicher sind sie als die Haare auf meinem Kopf. Meine Feinde verbreiten Lügen über mich, sie sind mächtig und wollen mich vernichten. Ich soll wieder herausgeben, was ich gar nicht gestohlen habe! Ps 69, 3-5

Nach dem Regen kam die Hitze. Wahnsinn. Ich hätte nicht gedacht, dass es mal so heiß werden könnte. Die Sonne hat so vom Himmel gebrannt, dass man sie durch die Kleider spüren konnte. Ich muss gestehen, ich fand das klasse. OK, ich habe geschwitzt, manchmal war ich nass bis auf die Haut, aber als alte Frostbeule war die Hitze mir sehr sehr lieb. Und den meisten Leuten, die ich so getroffen habe, hat die Hitze auch Freude gebracht. Tausende Leute waren an Badeseen unterwegs oder suchten im Schwimmbad Abkühlung. Mit Gummibooten und Badehosen, mit Sandschippchen und Campingtasche, mit Picknickkoffer und Einmalgrill. Es wurde gesonnt, gebadet, gegrillt, gechillt. Es wurde geredet, gefeiert und das Leben genossen. Die Eisdielen waren voll und ich habe mir eine Eismaschine gekauft. Genial. Jeden Tag Eis.

Selbst im Altenheim oder im Krankenhaus traf ich frohe Menschen. Manche haben zwar erst einmal gestöhnt und meinten, diese Hitze bringt mich um, aber wenn ich dann mit den Leuten ins Gespräch kam, erzählten sie meinst von früher. Als es das letzte Mal so heiß war, als sie noch jung waren, bis spät in die Nacht draußen waren, verliebt, als sie knutschten und sich des Lebens so richtig freuten. Und ehrlich, alle die ich getroffen haben, haben dann kein saures Gesicht mehr gemacht und auch gar nicht mehr gestöhnt, sondern gelächelt. Und in der Bibel lese ich folgendes:

Damals wurde Jesus vom Geist Gottes mit jubelnder Freude erfüllt und rief: »Vater, Herr über Himmel und Erde, du hast angefangen, deine Herrschaft aufzurichten. Das hast du den Klugen und Gelehrten verborgen, aber den Unwissenden hast du es offenbar gemacht. Dafür preise ich dich! Ja, Vater, so wolltest du es haben!« Lk 10, 21

Wenn ich so an diesen Sommer denke, dann merke ich doch, wie klein ich eigentlich bin. Nicht nur körperlich, auch, ja, aber auch so im Ganzen. Ich bin klein, ich habe keine großen Körperkräfte und ich bin der Natur doch ziemlich ausgeliefert. Regen, Sturm, Blitz und Gewitter, Sommer, Sonne, Lebensfreude, all das macht etwas mit mir. Nicht umgekehrt. Das ist interessant. Vielleicht ist es auch so mit unserem Gott? Nicht ich mache ihn, erfinde ihn täglich neu in meinem Geist, sondern er ist da, er macht etwas mit mir. Es könnte doch tatsächlich so sein. Das wäre ein Ding, ich wäre ein König.

Israels Gott, der starke Fels, auf den sein Volk vertraut, er hat zu mir gesagt: ›Ein König, der sein Volk gerecht regiert, Gott ernst nimmt, seine Weisung stets befolgt, ist wie die helle Morgensonne, wenn sie vom wolkenlosen Himmel strahlt und nach dem Regen frisches Grün aufsprießen lässt.‹ 2. Sam 23, 3-4

Nun sind wir im Herbst, der erste Schnee ist gefallen und wir gehen mit riesen Schritten auf das hochheilige Weihnachtsfest zu. Ich bin gespannt, was alles so passieren wird. Ab 01. Dezember biete ich feste Sprechzeiten an. Donnerstags von 10 Uhr bis 11 Uhr im Pfarrhaus in Wemmetsweiler und von 14 bis 15 Uhr im Pfarrhaus in Merchweiler. Herzlich Willkommen.

Ihr
Pastor Patrik Krutten