AN(GE)DACHT
Was brauche ich?
Pater Dr. Meinulf Blechschmitt hat die Pfarreiengemeinschat Spabrücken-Wallhausen zu einem Exercitium, einer Geistlichen Übung, für die Fastenzeit eingeladen:* „Schreiben Sie sich auf was Sie brauchen: (Sie können auch eine Woche lang, Tag für Tag aufschreiben: Ich brauche ...“)
Da gibt es Alltägliches, „ohne das können wir nicht leben“. Anderes brauchen wir ab und zu, aber es wirkt lange nach: „Davon kann ich wieder lange leben.“ Von anderem merke ich: Ich könnte es auch lassen. Und wieder anderes, das wäre schön, aber muss nicht heute sein. Ordnen Sie es! Was brauche ich?
Ich „ge-brauche“ und „ver-brauche“ so vieles und weiß nicht, was ich „brauche“. Und wie vieles missbrauchen wir, verlieren egoistisch das Maß, die Ehrfurcht, die Wahrheit, die Demut, die Dankbarkeit. Hauptsache: Ich habe es. Wir „gebrauchen“ sogar den anderen.
Ich vermute, das Wichtigste steht nicht immer an der ersten Stelle, weil wir es immer sicher haben, z. B. Ehemann, Ehefrau, Gebet, Stille, Gott, Christus, Kirche, Gesundheit. Erst wenn wir alles ordnen, merken wir, was uns trägt und leben lässt.
Die FASTEN-ZEIT hat immer dieses Ziel: Öffne die Augen: Was brauchst du? Sie will uns einen Sinn für ein einfaches leben eröffnen, damit wir überhaupt so menschlich ernst fragen können, damit wir nicht im Alltag untergehen, sondern erkennen, was wir brauchen – ob wir unseren Gott „brauchen“?
Wenn wir diese eine wichtige Frage nicht stellen, bleibt die Fastenzeit unfruchtbar: Es wird alles schön weitergehen. Niemand merkt: „Die Christen haben Fastenzeit. Da tut sich was!“ Vielleicht geschieht ungeahntes: Einer raucht weniger, einer geht im Dorf 300 m mal zu Fuß, ein anderer sitzt nicht ständig vor dem Kasten, eine steht still in der Schlange ohne zu meckern, eine hat nicht immer das letzte Wort – in der Tat, das könnten kleine Sensationen sein!
Und dennoch. Geht das bis auf den Grund? „Was brauche ich?“ Was brauche ich, um wirklich Mensch zu sein? Drehe ich mich nach Gott um? Was tue ich, um Gott zu begegnen? Spricht Christus in mein Leben? Der Mensch ist nur Mensch mit Gott!
Es ist einen Versuch wert. Die Fastenzeit ist einen Versuch wert: Christus die Chance geben, dass ER in mein Leben eintritt; mir die Chance eröffnet, dass Christus in meinem konkreten Alltagsleben lebendig und Leben eröffnend eintreten kann. Zum Beispiel:
- Bewusst täglich 10 Minuten Stille ohne Radio, Fernseher, still im Raum, nur sitzen, das sein. „Ich bin da vor Dir, Gott“ Das aushalten!
- Bewusst das Gebet am Morgen: „Gott, in Deinem Namen will ich gehen!“
- Bewusst am Abend „Tagesschau halten“. vor Gott zurückblicken auf den Tag: Versagen, Bosheit, Sünde benennen und nicht schön reden! Mich versöhnen, anderen vergeben, nichts unter den Teppich kehren.
- Bewusst den Gottesdienst mitfeiern: Gottesdienst ist die kostbare Zeit für Gott, um mich bei Ihm festzumachen: Gottes-Dienst ist Gottes zeit für mich!
- „Das Kostbarste gewinnen wir nur in Treue, nicht mal eben so im Vorbei-Gehen mit Lust und Laune. Gebet ist Kampf um die Mitte; SonntagsGottesDienst die Suche nach dem einen Gut, das bleibt: Gott.“
Was brauche ich wirklich?
Die Fastenzeit ist die Gelegenheit, eine, die Antwort zu suchen und zu finden!
Die Fastenzeit ist die Übung, dass ich neu sehen und unterscheiden lernen kann!
Foto: Tillmann
Ihr Pastor
Karl-Josef Bings
* mit freundlicher Erlaubnis des Autors zitiert aus Pfarreienbrief 2/2014